

Reisetippbewertung Canale Grande
4 von 4 User (100%) finden diese Bewertung hilfreich.
Alter: 31-35
Reisezeit: im Juli 10
Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0
Unterwegs am Canale Grande
Ich möchte euch von der Hauptverkehrsader der Lagunenstadt, dem
CANAL GRANDE
berichten. In Venedig ist die Straße das Wasser und der Verkehrsknotenpunkt ist der Canal Grande, wo sich Wassertaxis, Gondeln und Linienboote wiederfinden.
Wenn ihr mit dem Vaporetto, so heißen die Linienboote in Venedig den Canal Grande entlang fährt, dann ist das wie eine Sightseeing Tour, ein Palazzo reiht sich an den anderen und ein Blick nach dem anderen wird in die schmalen Wassergassen Venedigs freigegeben.
Aber was sich so idyllisch anhört, das ist oft nur Schein. Hektik und Lärm einer Weltstadt sind auch dem "Großen Kanal" nicht fremd. Die einstige Mündungsschleife der Brenta, die 3,8 km lang, 30 bis 68 m breit und bis zu 5 m tief ist, wird von deen Einheimischen "Canalazzo" genannt.
Für die ersten Venezianer war sie vor allem Haupthandelsstraße, später wurden die Ufer von den Reichen und Mächtigen verwaltet, die sie mit über 200 Palästen bestückten. Daher wird hier auch oft vom "Bilderbuch der Baustilkunde" gesprochen, denn vom gemessenen Gestus des veneto-byzantinischen Stils über die Gotik und die Marmorintarsien der Renaisscance bis hin zum Barack in seiner ganzen Üppigkeit ist hier alles zu finden.
Heute befinden sich die kostspieligen Paläste am Canal oft nicht mehr in Familienbesitz. Ihr Überleben wurde vorerst durch die Umwandung in Amtsgebäude, Apartmenthäuser, Hotels und natürlich Museen gesichert.
Übrigens, wusstet ihr, dass die Übersetzung Canale Grande schlichtweg falsch ist? Ich habe das erst hier in Venedig erfahren.
LAGE: Der Canal Grande ist quasi ein Trennungsfluss. Auf seiner linken Kanalseite befinden sich die Stadtteile San Marco, Castello und Cannaregio, auf der rechten Kanalseite hingegen sind Dorsoduro, Santa Croce und San Polo gelegen.
BRÜCKEN: Über den Canal Grande führen vier Brücken, die bestimmt bekannteste ist die
**RIALTOBRÜCKE**
Früher sind die Venezianer auf aneinander gereihten Booten über den Kanal gesprungen, doch wie ihr euch vorstellen könnt, was das keine sehr angenehme Art, den Canal Grande zu überqueren. So entstand 1252 hier die erste Holzbrücke. Sie könnte ind er Mitte geöffnet werden, um die beladenen Frachtgaleeren durchzulassen. Obwohl die Brücke vielfach enstürzte, wurde sie immer wieder erneuert. Erst 1513 entschlossen die Venezianer sich, eine solide Brückenanlage aus Stein zu bauen. Viele Künstler ihrer Zeit reichten Pläne ein und Antonio da Ponte erhielt schließlich 1567 den Zuschlag. Es dauerte weitere 21 Jahre, bis aus istrischem Marmor der Brückenbogen gefertigt wurde. Auf 28 Meter laufen hier zwei Ladenzeilen entlang. Seine Last ruht auf 12.000 in Schlamm gerammten Eichenpfählen.
Die kleinen Läden sollten vor allem die Geschäfte der Stadt ankurbeln und das gelang auch, denn bald wurde die Bausumme durch die Mieteinnahmen wieder hereingebracht. Heute befinden sich vor allem Boutiquen auf der Rialtobrücke.
Uns hat vor allem der Blick auf den Canal Grande von der offenen Balustrade am höchsten Punkt des Brückenbodens am besten gefallen. Hier könnt ihr euch das hektische Treiben der Stadt ansehen - wenn ihr nicht von links und rechts durch Touristen, die die gleiche Absicht haben wie ihr, weggestoßen werdet.
**SCALZI-BRÜCKE**
Die erste Brücke, die wir in Venedig gesehen haben, war die Ponte Scalzi. Sie verbindet die Fondamenta San Simeòn Piccolo mit der Fondamenta degli Scalzi, sowie die Sestieri Santa Croce mit Cannaregio.
Angeblich ist dieser Brücke die meist frequentierte der Stadt, denn sie liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs und der Parkplätze der Piazalle Roma. Auch wir haben diese Brücke genommen, um unsere Reise in die Altstadt zu beginnen.
**ACCADEMIA-BRÜCKE**
Gleich in der Nähe unseres Hotels lag diese Brücke. Sie verbindet den Campo S. Vidal mit dem Campo della Carità, sowie die Sestieri San Marco mit Dorsoduro. Den Namen bekam die Brücke von der Galleria dell'Accadémia, einer Gemäldesammlung die angeblich ihresgleichen sucht. Wir hatten allerdings nicht die Gelegenheit, diese zu bewundern.
**COSTITUZIONE-BRÜCKE**
Die neueste Brücke Venedigs ist die Ponte della Costituzione. Sie verbindet den Piazalle Roma direkt mit dem Hauptbahnhof und wurde erst im September 2008 eingeweiht. Durch ihr eher modernes Design sticht sie schon deutlich von den anderen Brücken Venedigs ab.
PALÄSTE: Euch alle Palaste am Canale Grande zu nennen, das wäre zu viel des Guten und würde euch beim Lesen sicher auch langweilen. Daher habe ich die für mich drei eindrucksvollsten herausgesucht und die werde ich euch nun vorstellen.
**PALAZZO LABIA**
Der Palazzo ist nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar, er versteckt sich hinter der Chiesa S. Germia. Die beste Sicht habt ihr, wenn ihr über die Ponte Guglie geht und von der Rio terrá S. Leonardo einen Blick hinüberwagt. Die Hauptfassade allerdings ist zum Canal Grande gerichtet.
Die Fassade des Palastes ist mit einem Adlerfries geschmückt, der Palazzo wurde in der ersten Hälfte des 18 Jhdt. erbaut.
Wirklich sehenswert soll aber das Innere sein, denn hier gibt es einen Ballsaal, der geschmückt ist von Tiepolos großen Wandbildern "Gastmahl der Kleopatra" und "Einschiffung der Kleopatra nach Rom". Der Blick sollte aber vor allem zur Decke gehen, denn da wird "Der Genius der Unsterblichkeit triumphiert über die Zeit" gezeigt. Kunstkenner mögen das für ein geniales Werk halten, ich persönlich muss aber sagen, habe nur geringes Interesse daran, weshalb wir den Palast nur von außen gesehen haben.
**CA' PESARO**
Zu den größten Palästen am Canal Grande zählt dieser hier. Er wurde in nur einem Jahr, 1658, erbaut und von Baldassare Longhena, der damals fast 80 Jahre war, geplant. Es gibt viele Säulen, entweder einzeln oder paarweise sowie unzählige Bauskulpturen. Nach Longhenas Tod vollendete Antonio Gaspari den mächtigen Bau mit der effektvollen Diamentquaderung des Sockelgeschosses, der sich bis 1830 im Familienbesitz befand. Heute ist hier die Galleria Internazionale d'Arte Moderna untergeprächt, die Skulpturen und Malerei des 18. bis 20 Jh. mit Werken von Klimt, Kandinsky, Klee oder Matisse zeigt.
****CA' D'ORO
In einem Spitzenmuster aus Stein, mit schönen polychromen Marmorinkrustationen und Vergoldungen wurde hier unter den lobardischen und venezianischen Architekten und Bildhauer das "Goldene Haus" für den Prokurator Marino Contari gefertigt.
Der Vorgängerbau im Untergeschoss ist eine Säulenhalle mit Spitzbögen und Rosettenfeldern. Nach baulichen Eingriffen im 19. Jhdt. gelangte der Palazzo 1895 in den Besitz des kunstsinnigen Barons Giorgio Franchetti, der hier seine Sammlungen unterbrachte und sie noch zu Lebzeiten Venedig vermachte. Seit 1927 sind sie öffentlich zugänglich durch die Galleria Giorgio Cranchetti.
KIRCHEN
Wie Paläste gibt es auch eine Unzahl an Kirchen am Canal Grande. Auch hier habe ich wieder eine Auswahl für euch getroffen.
**SAN GEREMIA**
Es ist ein witziger Anblick, daher hat mich diese Kirche auch so fasziniert. Zwischen ihren Kreuzarmen steht ein Wohnhaus und ein Campanile aus dem 12. Jhdt., der mit dem 600 Jahre jüngeren Palazza Labia verbunden wurde. Die Zweifassadenkirche entstand in zwei Bauphasen im 18. und 19 Jhdt. Der Brescianer Architekt Carlo Corbellini konzipierte den Neubau der Kreuzkuppelkirche auf alten Fundamenten, als müsste er ein Monumentalgebäude in die beengten Platzverhältnisse einstrukturieren.
**SAN SIMEONE PICCOLO**
Eigentlich war dies die erste Kirche, die wir gesehen haben, denn sie steht direkt am Beginn des Canal Grande. Die grün patinierte Kuppel von San Simeone Piccolo wälbt sich über einen kleinen Rundbau, die Freitreppe steigt ziemlich steil aus dem Wasser und der Portikus ist offen gestaltet.
Die Vorgängerkirche Santi Simeone e Guida Apostoli wurde 1124 errichtet, das heute Aussehen der Kirche bekam diese durch Giovanni Scalfurotto 1718 bis 1938.
**SANTA MARIA DI NAZARETH**
Auch hier war Baldassare Longhena am Werk, der allerdings auch Venedigs einziger Barockarchitekt war. Übersetzt heißt die Kirche "Kirche der Unbeschuhten Karmeliter). Sie wurde 1660 entworfen und die Fassade stammt von Guiseppe Sardi, der sich, wie könnte es and ers sein, beid en Doppelsäulen an römische Vorbilder orientierte. Diese versah er dann einfach mit venezianischen Schnörkel. Das Kostbarste der Kirche war ein großes Dekcenfresko von Giambattista Tiepolo, das allerdings durch eine österrischische Bombe 1915 zerstört wurde.
Einen guten Blick auf die Kirche bekommt ihr von der Ponte degli Scalzi, von der aus auch wir die besten Bilder gemacht haben.
UNSER ERLEBNIS: Vieles habe ich euch ja jetzt schon während des Berichtes verraten, wie wir gegangen sind, was wir gesehen haben, etc., aber ich denke, dass eine kleine komplette Zusammenfassung hier auch gut tut.
Wir haben unser Auto natürlich am Piazzale Roma geparkt und haben uns dann mit einer kleinen Tasche für die Nacht aufgemacht, um unser Hotel zu finden. Zuerst wollten wir mit einem Wassertaxi oder dem Linienboot fahren, aber das Wetter war einfach so herrlich und daher beschlossen wir, doch einfach so gut es ging entlang des Canal Grandes entlang zu spazieren.
Hierzu kann ich euch gleich sagen, es geht nicht gut. Die vielen Palazzi stehen direkt neben dem Wasser und so etwas Ähnliches wie eine Uferpromenade gibt es nur sporadisch. Wir haben uns dann auf der Karte angesehen, welche Paläste wir sehen wollten und sind direkt hingegangen.
Die erste Fotosession gab es dann auf der Ponte Scalzi. Von hier aus konnten wir vieles überblicken und bekamen schon einen ersten Eindruck von der Stadt und dem geschäftigen Treiben. Klar, fast gegenüber ist der Hauptbahnhof und daher ist hier naturgemäß viel los, aber dennoch war es faszinierend anzusehen.
Nachdem wir uns einige Sehensürdigkeiten angesehen hatten, ging es auf direktem Weg zur Rialtobrücke. Bis oben hinaufgehen und wieder alles auf sich wirken lassen. Hier war das aber nicht mehr so einfach, die Touristen drängten sich und jeder wollte ein tolles Foto vom Canal Grande machen. Das gelingt hier aber auch super, denn der Blick entlang des Kanals von der Rialtobrücke aus ist fantastisch.
Von hier aus kann man dann bis zur Ca' Farsetti entland des Ufers gehen und dann ging es für uns "querfeldein" zu unserem Hotel.
Die zweite Begegnung mit dem Canal grande gab es dann auf unserer Gondelfahrt. Auch hier wurden wir bis zur Rialtobrücke geschippert und endlich hatten wir die Möglichkeit, die ganzen Kirchen und Palaste direkt vom Wasser aus zu sehen und zu fotografieren. Wir wussten gar nicht, wo wir hinschauen sollten und beschlossen dann, einfach die komplette Kulisse auf uns wirken zu lassen, denn jetzt aus dem Reiseführer alle Namen der einzelnen Sehenswürdigkeiten herauszusuchen war dann doch etwas viel.
Das ging am nächsten Tag dann viel besser, da ging es nämlich mit dem Linienboot zurück zum Parkhaus. Ich weiß es nicht mehr genau, aber das Ticket für das Boot war extrem teuer, ich glaube, man durfte es zwar den ganzen Tag nutzen, aber für die ganze Familie haben wir fast Euro 40,-- bezahlt und da war ich dann doch froh, dass wir am ersten Tag zu Fuß gegangen sind. Ein zweites Mal wären die Kinder wohl auch nicht mitgegangen. Übrigens, die Fahrt vom Piazzale Roma bis zum Markusplatz dauert etwa 50 Minuten, da müsst ihr euch schon Zeit mitnehmen. Mit dem Wassertaxi geht es schneller und ich bezweifle, dass es teurer gewesen wäre. Wir allerdings wollten noch einmal sightseeing machen und daher hat es schon gepasst.
Das Wasser des Canal Grande ist zwar trüb, aber nicht verschmutzt, wie ich es schon oft gelesen habe. Vorne beim Markusplatz schon etwas, aber nicht entlang der Fahrt mit dem Linienboot oder der Gondel. Wir haben sogar junge Leute gesehen, die mit dem Schlauchboot gefahren sind, aber ich denke, das ist nicht unbedingt sicher und man kann eigentlich auch nur dort fahren, wo die Gondeln nicht unterwegs sind. Auf jeden Fall haben sie fest gerudert, um den Kanal zu überqueren.
Unsere Zeit in Venedig und dem Canal Grande, den wir von unserem Hotelzimmer aus sehen konnten, war wunderbar, daher eine absolute Empfehlung von mir!
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