Reisetippbewertung Das antike Pompeji
Alter: 46-50
Reisezeit: im Oktober 12
Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0
Faszinierende lebendige Geschichte
Es geht eine gute halbe Stunde durch den Hafen, an der Küste entlang, vorbei am Vesuv nach Pompeji.
Pompeji wurde 79 n. Chr. bei einem unerwarteten Ausbruch des Vesuv komplett mit Asche-Schlamm verschüttet. Aus dem Grund war die gesamte Stadt samt des organischen Materials (z. B. Holzbalken) komplett von den Witterungseinflüssen abgeschlossen und konserviert. Anders als in Büchern und Filmen dargestellt, ist das Ganze aber wohl nicht so schlagartig passiert. So konnte sich wohl ein Großteil der Bevölkerung noch in Sicherheit bringen.
Es wurden dennoch unter der Asche Menschen gefunden. Irgendein intelligenter Archäologe hat verstanden, dass an einigen Stellen Hohlräume sind und diese Hohlräume wurden mit Gips ausgegossen. Als man den Gips freigelegt hat, stellte dieser deutlich meist zusammengekauerte Menschen dar, oft sehr verkrampft, oft mit den Händen im Gesicht, was alles für einen Erstickungstod spricht.
Ein Großteil von Pompeji ist inzwischen wieder freigelegt. Das war durchaus anspruchsvoll, sollen stellenweise bis zu 30 Meter Asche über der Stadt gelegen haben. Was hier aber freigelegt wurde, ist zutiefst beeindruckend. Umso schlimmer ist, dass einfach nicht genug Geld da ist, dieses historische Monument zu erhalten, denn so dem Wetter ausgesetzt, fangen die Ruinen an zu verfallen und große Teile der ausgegrabenen Stadt dürfen aus Sicherheitsgründen schon nicht mehr betreten werden.
Ich habe nun wenig Verständnis, wenn öffentliche Gelder in Kultur gesteckt werden, die nur wenige genießen wollen. Aber diese lebendige Geschichte muss besser erhalten werden! Denn eine so gut erhaltene Stadt römischer Geschichte gibt es kaum woanders. Und welch ein Gefühl, über das gleiche Pflaster zu gehen, über das vor 2000 Jahren schon die Bürger Pompejis gegangen sind!
Die ganze Stadt ist wie ein Schachbrett angelegt. Zwischen den einzelnen Häuserblöcken verlaufen Straßen. Diese Straßen waren erstaunlich modern und intelligent. Sie sind aus großen Steinblöcken gebaut. An vielen Stellen ist zu sehen, wie Wagenräder Rillen eingeschliffen haben. Überall gibt es Bordsteine, die meist sehr hoch angelegt sind. Um dann von einer Straßen-Seite zur anderen zu kommen, wurden „Zebrastreifen“ gebaut: Große Steinblöcke (überall etwa gleich groß), über die man sauberen Fußes von einer Seite auf die andere kommen konnte. Die Abstände der Steine waren ausgerichtet auf den üblichen Achsabstand der Fuhrwerke.
Die Straßen haben einiges Gefälle, deshalb dürfte bei Regen das Wasser durch die Straßen geschossen sein. Aber auch ohne Regen war es besser, nicht die Straße selbst zu betreten, denn es gab zwar öffentliche Latrinen, morgens wurden aber die nachts benutzten Nachttöpfe einfach auf die Straße gekippt…
Bei vielen Häusern sind die Seitenwände noch überkopfhoch erhalten (sie waren meist zweistöckig), an öffentlichen Gebäuden oder Villen der Reichen konnten Säulen - oft aus Marmor - rekonstruiert werden. Viele sehr feine Mosaiken (oft aus Millionen kleinen Steinchen gebaut) konnten freigelegt und in Museen rekonstruiert werden.
Eine öffentliche Therme ist besonders gut erhalten (Terme Stabiane). Faszinierend, wie dort ein doppelter Boden gebaut wurde und mit warmen Dampf, der in intelligenter Weise von Raum zu Raum geleitet wurde, eine Fußbodenheizung erzeugt wurde.
An vielen Gebäuden waren wunderschöne Fresken, die nun leider auch vergehen. Insgesamt muss Pompeji eine sehr reiche, prachtvolle Stadt gewesen sein.
Der Tempelbereich mit dem zentralen Forum ist deutlich als Fußgängerzone zu erkennen, die Abgrenzungen zu den Straßen mit senkrechten Fels-Steinen machen wir heute auch nicht anders. An den Seiten dieses Foro waren große Marktgebäude, an Fresken sind die Handelsgüter zu sehen.
Das Theater, das wir uns ansehen (Teatro Grande), ist nach dem gleichen Prinzip gebaut, wie andere Amphitheater und vom Prinzip nicht anders als das Theatrium der AIDAmar. Im ¾-Kreis saßen die Menschen in aufsteigenden Reihen, ganz vorne waren Logen, an denen man zwar nicht viel sehen konnte, dafür aber gut gesehen wurde. Die Schauspieler kamen von den Seiten auf die Bühne.
Es sind noch weitere Thermen, Arenen, Villen, Märkte, Bordelle (letzteres sogar zweistöckig und mit Dach) erhalten. Es ist aber nicht möglich, dies alles in einem geführten Rundgang zu erkunden.
Trotzdem ist es richtig gut, so einen Rundgang mitzumachen. Unsere Fremdenführerin spricht einwandfrei deutsch und versorgt uns mit einer Fülle von Hintergrund-Informationen. Wir alle bekommen eine Art Funksprechgerät zum Umhängen und stecken einen Knopf ins Ohr. Dadurch können wir alle unsere Führerin sehr gut hören, selbst wenn wir noch zum Fotografieren zurückbleiben.
Die Führung dauert etwa 2,5 Stunden und geht über das unebene Steinpflaster, man sollte also gut zu Fuß sein. Sie ist ausreichend langsam, damit alles gut besehen werden kann. Es wird nicht einmal langweilig. Damit ist es aber auch nur möglich, die allerwichtigsten Gebäude zu besichtigen. Zudem sind neben uns noch zig andere AIDA-Busse, italienische Schüler, japanische Reisegruppen unterwegs, so dass es an den Highlights wirklich eng wird.
Insgesamt möchten wir hier das gleiche machen, wie ich schon im letzten Reisebericht über Island geschrieben habe: Es ist gut, einmal geführt lebendige, aktuelle Hintergrundinformationen zu bekommen. Das alles kann man sich kaum selbst erarbeiten. Aber dann noch einmal Zeit nehmen und auf eigene Faust die Sachen ansehen, die in der Gruppe oder durch die Menschenmassen zu kurz kommen. Und das wollen wir hier auch gerne machen: Wir kommen wieder.
Falls der Vesuv nicht inzwischen erneut ausbricht. Denn das ist ein Gedanke, der wohl den Neapolitanern immer bewusst ist. Geologen sagen, dass es irgendwann einmal richtig knallt und haben große Sorge, wegen der vielen Menschen, die im unmittelbaren Gefahrenbereich leben.